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Svenja Ritter, 2011
Schuhe, Polystyrol, diverse Materialien, Glasperlen
29 cm x 16 cm x 30 cm

Kunstwerk des Monats März 2022

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Svenja Ritter, 2011
Schuhe, Polystyrol, diverse Materialien, Glasperlen
29 cm x 16 cm x 30 cm

Kunstwerk des Monats März 2022

 

Die deutsche Skulpteurin Svenja Ritter (1972) studierte Kunst an der HBK SAAR (Hochschule der bildenden Künste) in Saarbrücken in Deutschland. Svenja Ritters Ästhetik lässt sich als hochexplosiv feminin, intuitiv und zugleich hochkonzeptuell und tiefgründig beschreiben, eine Mischung von Elementen, die in einer Zeit denkwürdiger Lücken und Defizite in so mancher Kunst das "Prädikat besonders Wertvoll" verdient.

Die Werke stammen nicht nur aus der Tiefe des Bewusstseins, auch Unbewusstseins der Künstlerin selbst, sondern treffen kollektive Inhalte und holen tabuisierte Wahrheiten an die Oberfläche, ohne kopiert, zitiert oder trendmäßig zu wirken.

Natürlich trägt auch gerade Ihre Kunst der fotografischen Gestaltung ihrer Kompositionen dazu bei, Tiefe und eine spezifische Ästhetik zu vermitteln, bei der man zumindest mal an Man Ray oder Meret Oppenheim denken könnte. Nur die Inhalte setzen sich durch Svenja Ritters teils zeitlosen, teils gegenwartsbezogenen Antwortcharakter von dieser ästhetisierten Selbstbezogenheit der Moderne ab.

© Spielzeug Welten Museum Basel, (Katalog 2015 ´Die Geschichte unter den Füssen´)

(...) Svenja Ritters Figuren und Installationen wirken auf mich in ihrer Bildlichkeit wie ein modernes Memento-mori-Motiv, wie eine Variante der Vanitas-Bilder, die mit einem moralischen Impetus an die Sterblichkeit als lebensfördernde Moralpredigt gemahnten.

Die berühmten Niederländer des 17.Jahrhunderts malten in grandioser Lebensnähe die bezaubernde Natur als Bilder des langsamen Untergangs. Svenja Ritters Figuren hingegen sind keine naturbezogenen Figurationen, ihre Schönheit ist eine vorgetäuschte, was als Pflanze oder Stoff erscheint, ist aus Plastik oder verwandten haltbaren Materialien unserer Industriemoderne. (...)

Die erotische Anmutung hochhackiger Frauenschuhe gefriert in den spitzen, aus ihnen hervorwachsenden Gewächsen, die jeden Gedanken an ihre Verwendbarkeit erstarren lassen. Svenja Ritters Skulpturen haben die eisige Schönheit von Hans Christian Andersens berühmten Märchen „Die Schneekönigin“. Ihre weiße Macht schützt nicht vor den geschwärzten Antipoden, die aus jenem vom Teufel geschaffenen Spiegel abstammen, in dem jede Landschaft, wie Andersen schreibt, wie gekochter Spinat aussah.

Als der Spiegel zerbrach, drangen die Splitter in die Herzen der Menschen, die sich daraufhin in Eisklumpen verwandelten. Trafen sie in die Augen, wurde auch das Schöne unheimlich und hässlich. Svenja Ritter erzählt das böse Märchen von einer schrecklichen Verwandlung, unter deren Plastikoberflächen und Polysterolpanzern das Schöne vom Hässlichen gefangen gehalten wird.

Text: Eugen Blume | © GALERIE PETRA NOSTHEIDE-EŸCKE

Die deutsche Skulpteurin Svenja Ritter (1972) studierte Kunst an der HBK SAAR (Hochschule der bildenden Künste) in Saarbrücken in Deutschland. Svenja Ritters Ästhetik lässt sich als hochexplosiv feminin, intuitiv und zugleich hochkonzeptuell und tiefgründig beschreiben, eine Mischung von Elementen, die in einer Zeit denkwürdiger Lücken und Defizite in so mancher Kunst das "Prädikat besonders Wertvoll" verdient.

Die Werke stammen nicht nur aus der Tiefe des Bewusstseins, auch Unbewusstseins der Künstlerin selbst, sondern treffen kollektive Inhalte und holen tabuisierte Wahrheiten an die Oberfläche, ohne kopiert, zitiert oder trendmäßig zu wirken.

Natürlich trägt auch gerade Ihre Kunst der fotografischen Gestaltung ihrer Kompositionen dazu bei, Tiefe und eine spezifische Ästhetik zu vermitteln, bei der man zumindest mal an Man Ray oder Meret Oppenheim denken könnte. Nur die Inhalte setzen sich durch Svenja Ritters teils zeitlosen, teils gegenwartsbezogenen Antwortcharakter von dieser ästhetisierten Selbstbezogenheit der Moderne ab.

© Spielzeug Welten Museum Basel, (Katalog 2015 ´Die Geschichte unter den Füssen´)

(...) Svenja Ritters Figuren und Installationen wirken auf mich in ihrer Bildlichkeit wie ein modernes Memento-mori-Motiv, wie eine Variante der Vanitas-Bilder, die mit einem moralischen Impetus an die Sterblichkeit als lebensfördernde Moralpredigt gemahnten.

Die berühmten Niederländer des 17.Jahrhunderts malten in grandioser Lebensnähe die bezaubernde Natur als Bilder des langsamen Untergangs. Svenja Ritters Figuren hingegen sind keine naturbezogenen Figurationen, ihre Schönheit ist eine vorgetäuschte, was als Pflanze oder Stoff erscheint, ist aus Plastik oder verwandten haltbaren Materialien unserer Industriemoderne. (...)

Die erotische Anmutung hochhackiger Frauenschuhe gefriert in den spitzen, aus ihnen hervorwachsenden Gewächsen, die jeden Gedanken an ihre Verwendbarkeit erstarren lassen. Svenja Ritters Skulpturen haben die eisige Schönheit von Hans Christian Andersens berühmten Märchen „Die Schneekönigin“. Ihre weiße Macht schützt nicht vor den geschwärzten Antipoden, die aus jenem vom Teufel geschaffenen Spiegel abstammen, in dem jede Landschaft, wie Andersen schreibt, wie gekochter Spinat aussah.

Als der Spiegel zerbrach, drangen die Splitter in die Herzen der Menschen, die sich daraufhin in Eisklumpen verwandelten. Trafen sie in die Augen, wurde auch das Schöne unheimlich und hässlich. Svenja Ritter erzählt das böse Märchen von einer schrecklichen Verwandlung, unter deren Plastikoberflächen und Polysterolpanzern das Schöne vom Hässlichen gefangen gehalten wird.

Text: Eugen Blume | © GALERIE PETRA NOSTHEIDE-EŸCKE

 
High Heels - Svenja Ritter